Montag, 6. Juni 2011

Fahrt durch ein Bilderbuch

In Erdenet, der zweitgroessten Stadt der Mongolei, beginnt unser Mongolei Abenteuer. Nochmals gilt es einige Fahrradprobleme zu beheben. Dann aber geht es endlich los und wir rollen den offenen, menschenverlassenen Steppen entgegen. Was wir in den kommenden Wochen erleben, laesst sich nur schwierig beschreiben. Es ist wie eine Fahrt durch ein Bilderbuch. Das wechselnde Wetter verlangt uns viel ab, zeigt uns aber Landschaft, Tiere und Leute immer wieder in einem anderen, atemberaubenden Licht. Schneesturm in den Bergen, Bruthitze in der Wueste. Sandsturm am Tag, Hagel am abendlichen Lagerfeuer, der unsere Vodka Tassen mit Eis fuellt. Treue Begleiter auf den gut 1000 Kilometern von Erdenet, ueber Moeren in die westliche Provinz Uvs, ist der Gegenwind sowie der holprige Untergrund. Asphaltiert ist kaum eine Strasse in der Mongolei. Kieselstein-, Sand-, Gras- und hartgedrueckte Erdwege wechseln sich staendig ab und fuehren uns durch das grosse, weite Land. Leute sehen wir kaum und Verkehr existiert sozusagen nicht. Waehrend einer Woche ueberholt uns kein einziges Auto, nur gelegentlich kommt uns ein motorisiertes Fahrzeug entgegen. Keine Leute dafuer um so mehr Schafe, Pferde, Kuehe und Kamele, die uns mit interessierten Augen anstarren. Und am Himmel ziehen riesige Adler und Falken Ihre Kreise. Wenn wir von Leuten gegruesst werden, dann von einem Hirten, der hoch zu Ross angeritten kommt und sich fuer uns und unsere staehlernen Untersaetze interessiert. In Doerfern halten wir uns jeweils nur kurz auf, um Essenvorraete fuer die kommenden Tage in der Natur zu kaufen. Je nach Strecke muessen wir bis zu einer Woche Essen dabei haben, da erst nach 200km wieder ein Dorf kommt. Viele Orte veranlassen einen auch nicht wirklich zu laengeren Aufenthalten. Keine Hotels oder wenn dann, teuer und schmutzig. Zudem kommt in vielen mongolische Staedten, der hohe Alkoholkonsum dazu. Die Betrunkenen sind meistens keine direkte Bedrohung, das Ganze kann aber muehsam sein und traegt nicht gerade zu einem entspannten Aufenthalt bei. Taeglich machen wir uns darum auf die Suche nach einem gemuetlichen Platz, wo wir unser Zelt fuer die Nacht aufschlagen koennen. Dies ist wohl in keinem Land so einfach wie in der Mongolei, das mit 1.4 Personen auf einen Quadratkilometer die niedrigste Besiedlungsdichte aufweist. Wer mehr ueber einen Fahrradtag in der Mongolei wissen moechte, der kann gerne unten weiterlesen…


Ein Tag im Sattel:

8.00 Uhr am Morgen
Der Wecker klingelt. Nur langsam kriechen wir aus unseren warmen Schlafsaecken und widmen uns der taeglichen Pack-, Zeltabbau- und Fruehstuecksroutine. Zum Zmorge gibts entweder Brot mit Honig oder Haferflocken. Im Luxusfall gibts dazu noch einen Kaffee und eine Frucht. (Meistens Apfel) Heiss Wasser machen wir, wann immer moeglich, ueber dem Holzfeuer um Gas zu sparen. Dies hat wiederum Holzsammeln und je nach Wind, Pusten zur Folge. Bis wir mit bepackten Fahrraeder am Strassenrand stehen und jeder seine Morgenrituale vollendet hat, vergehen mindestens zwei Stunden.

10 Uhr am Morgen
Fuer die naechsten zwei bis drei Stunden rumpelt es. Je nach Tag blaest uns der Wind bereits jetzt entgegen und wir kommen nur langsam voran. Sind aber die Konditionen normal, dann brausen wir ueber die welligen Erdwege durch die wunderschoene Landschaft. Nach gut einer Stunde muss die erste Snackpause ran. (Nuesse, Schoggi oder Kekse) Je nach Kraftaufwand ist dann nochmals eine Pause vor dem Mittag noetig.

13-15 Uhr Mittag
Mittagspause. (Entweder Brot oder Nudelsuppe) Je nach Platz lassen wir uns Zeit, machen wenn moeglich wieder Feuer zum Kochen und geben unseren Beinen eine Erholungspause. Wenn kein Holz zu finden ist, kommt der Gaskocher zum Einsatz um die drei hungrigen Maeuler zu fuettern.

15.00 Uhr Mittag
Ein starker Kaffee hilft uns wieder in den Sattel. Fast taeglich weht spaetestens jetzt ein starker Gegenwind. Je nach Strassenuntergrund (Sand ist der grosse Feind) kommen wir kaum mehr voran und weitere Schokoladen Tafeln werden verzehrt. Spaetestens jetzt muessen wir auch wieder Ausschau fuer einen Fluss, See oder Laden halten um unsere Wasservorraete aufzustocken. Je nach Streckenabschnitt muessen wir unsere Raeder mit bis zu 9 Liter beladen. In Ulan Bator haben wir uns aus Kleideraufhaengern je zwei Wasserhalter gebastelt. Nach ueber 1000km kann man sagen, Test bestanden - Patentieren lassen.

16.00 Uhr bis 18.00Uhr Abends
Der Wind laesst nach (oder auch nicht) und die Fahrt in der Abendstimmung befluegelt uns nochmals. Jetzt wissen wir wieder warum es die taeglichen Anstrengungen wert sind. Pferdeherden galopieren an unserer Seite, Sonne und Wolken liefern ein atemberaubendes Schauspiel ab. Wir halten langsam Ausschau fuer einen Schlafplatz.

18.00 Uhr bis 20.00 Uhr Abends
Tagestotal = 30 bis 65km (Je nach Konditionen) Ein Schlafplatz ist gefunden. Wenn moeglich machen wir halt an einem Fluss und wo es Baueme hat. In den Sommermonaten ist es bis gegen 10 Uhr abends hell. Genuegend Zeit um uns einzurichten, Holz fuers Feuer zu organisieren und uns ein feines Abendmahl zu kochen. (Anfangs waren wir mit Fondue, Roesti, Aelpler Maccaroni etc., welche Sven aus der Schweiz mitgebracht hat verwoehnt.) Meistens gibts aber Pasta oder Reis mit Gemuese (Karotten, Zwiebeln, Pepperoni und Kartoffeln sind die Gemuese, welche alle paar Tage wieder in einem groesseren Dorf zum Kauf erhaeltlich sind.)

22.00 Uhr -23.00 Uhr Abends
Es dunkelt langsam und unsere Baeuche sind gefuellt. Die Abendstimmung ist gigantisch. Das Leben in der Natur mittlerweile Gewohnheitssache. Spaetestens jetzt kuehlt es schnell ab und wir freuen uns in die Zelte zu kriechen. Das Feuer erlischt und fuer uns heisst es Oyaasuuuuumiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii….. bis Morgen.


Vorgestern sind wir mit drei grossen Trucks die letzten gut 300km durch die Wueste bis nach Ulaangom, der Provinzhauptstadt Uvs, getrampt. Fuer die Strecke benoetigten wir lange 19 Stunden… (2 Platte Reifen) Hier entspannen wir uns so gut wie moeglich (wieder viele Betrunkenen und laute Zimmernachbarn Paare in Ekstase) machen dies nicht einfach…
Uebermorgen radeln wir dann innerhalb der naechsten Woche die letzten 300km bis an die Russische Grenze und weiter durchs Altai Gebirge.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen