Mittwoch, 16. Juni 2010

Eindrueckliche Beerdigungsfeier und Visaprobleme

Der Zufall wollte es, dass wir die Beerdigungsfeier des Grossvaters zweier Frauen welche wir bereits auf der Schiffsfahrt nach Sulawesi kennengelernt haben besuchten. So wurden wir von der Trauerfamilie mit offenen Armen willkommen geheissen und in Ihre Bambushuette zu Kaffee und Snacks eingeladen. Wie es die Tradition verlangt, brachten wir als Geschenk einen Karton Zigaretten und Zucker. Die Feierlichkeiten finden auf dem Wohngelaende des Verstorbenen statt. Grosse Bambushuettendoerfer werden speziell fuer die bis zu viertaegigen Feiern errichtet. Manche Beerdigungen finden erst Jahre nach dem eigentlichen Tod statt um genuegend Geld fuer die Auslagen zusparen. Fuer gewisse Familien kann dies zum finanziellen Ruin fuehren. Der Leichnahm wird waehrend dieser "Wartezeit" vermummt und die Toraja sagen, dass die Seele waehrend dieser Zeit immernoch in der Umgebung verweilt und erst nach den verschiedenen Beerdigungsritualen in den Himmel aufsteigt. Dieser Prozess kann beschleunigt werden, indem viele Wasserbueffel als Begleiter geopfert werden. An der von uns besuchten Beerdigungsfeier wurden insgesamt 9 Bueffel und unzaehlige Schweine geopfert. Ein schoener, kraeftiger Wasserbueffel kann dabei tausende von Franken kosten. Die Tiere werden vor Ort getoetet. Den Bueffeln wird die Halsschlagader durchgeschnitten, das Tier verblutet und wird innerhalb von 30 Minuten gehaeutet und komplett verwertet. Dies klingt abscheulich, kommt aber wohl eher daher, dass wir uns gewoehnt sind das Fleisch schoen abgepackt im Supermarkt zu kaufen. Die Toraja behandeln die Tiere mit viel Respekt, (Die Bueffel zumindest, Schweine ausgenommen), und viele haben wohl bis zu Ihrem Tod ein wesentlich angenehmeres Leben als viele Schlachttiere in unseren Laendern. Mit vielen Zeremonien, Essen, Sprechen, Kaffee und Palmwein trinken verging dieser spannende Tag sehr schnell. Als Abschluss bekamen wir noch einige Bueffelkaempfe zusehen. Die Schweinehuefte welche uns die Familie mit auf die Weiterreise geben wollte, mussten wir jedoch dankend ausschlagen.
Ueber Makassar ging es dann ins touristische Bali. Dort trafen wir fuer einige Tage Jens und Zuszka, zwei Radelfreunde die wir in Australien kennengelernt haben. Wir verbrachten fuenf gemuetliche Tage zusammen, bevor es fuer Sie weiter nach Sulawesi und fuer uns in Richtung Jakarta ging. In der Hauptstadt Indonesiens hofften wir unser Indien Visa beantragen zu koennen. Zwei Besuche auf der Botschaft nuetzten jedoch nichts. Der Bearbeitungsprozess haette ueber eine Woche gedauert. So sahen wir uns gezwungen unseren bereits gebuchten Flug von Kuala Lumpur nach Mumbai auf den 2 Juli nach hinten zuverschieben. Wir fliegen nun am 21. Juni nach KL um dort nochmals einen Anlauf fuer das Visum zu machen. Gestern verfolgten wir mit grosser Spannung das Fussball Spiel Schweiz - Spanien. Die WM ist auch hier ein grosses Thema. Die Schweiz als Fussballnation kennen nur wenige, dies sollte sich jedoch spaetestens seit gestern Abend geandert haben... Hopp Schwiiz, was fuer ein Tag im Schweizer Fussball.

Samstag, 5. Juni 2010

Wunderbares Tana Toraja

Die gut 35 stuendige Schifffahrt von Nunukan (Kalimantan) nach Pare Pare auf Sulawesi war ein Erlebnis. Als wir das rund 2000 Passagiere fassende Schiff rund fuenf Stunden vor Abfahrt bestiegen, war es bereits randvoll. Wo man auch hinschaute, (Stuehle, Boden, kleinste Nischen und Treppen), befanden sich Leute, die sich auf die kommenden Stunden auf hoher See vorbereiteten. Da wir nur ein Economy Ticket kriegen konnten und man dabei keinen festen "Schlaf"platz zugewiesen bekommt, stellten wir uns auf eine ungemuetliche, lange Ueberfahrt ein. Doch wieder einmal hatten wir unglaubliches Glueck. Kurz vor Abfahrt lernte Kyoko auf der Toilette eine Frau kennen, die in Ihrer 8er-Kabine noch zwei freie Schlafplaetze hatte. Wie dies zu diesem Zeitpunkt moeglich war, fragen wir uns heute noch. Wir nahmen die Offerte natuerlich dankend an und da es den Ticketkontrolleur wenig interessierte, dass wir nur ein Economy Ticket besassen, hatten wir doch noch eine angenehme Schiffsfahrt. Der folgende Video zeigt den Gang vom Economy Deck in unsere 8-er Kabine...

Angekommen in Sulawesi nahmen wir am selben Tag noch einen Bus in die Tana Toraja Region. Dort wurden wir mit angenehmen Temperaturen, wunderbarer Natur, gutem Essen und der aeusserst interessanten Toraja-Kultur ueberrascht. Die Region ist vorallem fuer Ihre einmalige Architektur, Reisterassen und die speziellen Beerdigungsrituale bekannt. Beerdigung als Touristenattraktion? Dies klingt zwar makaber und vielleicht etwas respektlos, ist es aber nicht. Denn für die Toraja ist das irdische Leben eine Zwischenstation auf dem Weg ins Jenseits und die Totenfeste sind auch eine Gelegenheit, Familie und Freunde wiederzusehen, die auf anderen Inseln leben und die man vielleicht lange nicht mehr gesehen hat. Die Toraja haben ein anderes Verhältnis zum Tod wie wir "Westler" und sie leben für den Tod. Denn vom Himmel kommen Sie und nach Ihrem Tod kehren Sie dorthin zurück. Entsprechend groß wird ein Begräbnis gefeiert und je höher der soziale Status des Verstorbenen, desto mehr Bueffel und Schweine werden geopfert. Die Gaeste koennen ja schliesslich nicht mit leerem Magen nach Hause gehen. Der Bueffel ist fuer die Leute ein Zeichen des Reichtums und Prestiges und so findet man an vielen Hauseingaengen geschnitzte Bueffelkoepfe und Bueffelhoerner.

Um die faszinierenden Toraja naeher kennenzulernen unternahmen wir einen dreitaegigen Trek, der uns durch wunderbare Reisfelder, kleine Doerfer, Bambuswaelder und ueber kleinere Bergketten fuehrte. Ausgestattet mit einer einfachen, von Hand gezeichneten Karte und einigen Brocken "Bahasa Indonesia" ging es Querfeldein und wir erlebten diese herzlichen Leute hautnah. Uns gab die Region einen Eindruck, wie der Lebensstil wohl in den laendlichen Regionen der Schweiz und Japan vor 50 bis 100 Jahren ausgesehen haben muss. (Reisfelder in der Schweiz natuerlich ausgenommen) Am ersten Tag uebernachteten wir auf dem Mount Sesean. Der Ausblick war herrlich, die Nacht eines Gewitter wegens weniger angenehm. Die zweite Nacht durften wir bei einer lokalen Familie gratis uebernachten. Aus dem hauseigenen Teich fischte uns der Junge frische Fische fuer das gemeinsame Abendessen, der Onkel kochte ein herrliches "Babi-Stew" (Schwein) und der lokale Toraja Kaffee schmeckte ausgezeichnet. Die Tage hier waren bis jetzt ein echtes Highlight auf unserer bisherigen Reise. Morgen koennen wir zudem an einer traditionellen Beerdigungsfeier teilnehmen. Die Schwester der Frau, welche wir auf der Faehre kennengelernt haben, wird uns dahin begleiten.