Sonntag, 31. Oktober 2010

God bless you

Die Velotage der Ostkueste entlang waren jeweils lange und anstrengend. Die Kueste zeigt sich karg, mit wenigem Sehenswerten auf dem Weg in Richtung Sueden. Dazu kommt die oftmals fuerchterliche Strasse. Auf der Karten als Hauptstrasse eingezeichnet trafen wir auf eine staubige Schotterpiste, die uns viel Zeit und Energie raubte. Erst in Batticaloa wurde die Strasse allmaehlich besser und wir rollten wieder schneller ueber den Asphalt. In der schoenen Arugambay ruhten wir uns in einem guenstigen Beach Bungalow fuer einige Tage aus und nutzten die Gelegenheit zum Wellensurfen. Die Temperaturen waren extrem hoch. Nachmittags war es in der Sonne kaum auszuhalten. Von der Arugambay ging es in Richtung Landesinnere, wo wir mit jedem erklommenen Hoehenmeter kuehlere Temperaturen vorfanden.Unterkunft fuer die Nacht fanden wir jeweils in verschiedenen Gotteshaeusern. Auf unserer Fahrradreise in Kambodscha und Thailand ersuchten wir gelegentlich in Buddhist Tempeln Beherbergung. Das Vorsprechen bei den Moenchen bzw. der Austausch war jedoch meistens relativ beklemmt und anstrengend. Nicht das, was man sich nach einem harten Fahrradtag vorstellt. Zudem hatten wir jeweils das Gefuehl, dass die meisten Moenche uns zwar einen Schlafplatz anboten, jedoch nur weil es Ihnen die Religion sagt, Gutes zu tun und Reisenden eine Unterkunft bereitzustellen. Diesen Eindruck hatten wir auch bei unserer Uebernachtung im Tempel von Kantale, die vorherige Woche.
Als ehemalige Englische Kolonie findet man in Sri Lanka viele Kirchen. Der Anteil an Christen liegt jedoch gerademal bei 6% der Gesamtbevoelkerung. (Die Mehrheit mit 70% sind Buddhisten) Die Kirchen liegen oftmals direkt an der Strasse und so klopften wir mehrere Male, wenn unsere Beine langsam schwer wurden, an die schweren Holztueren und fragten bei den Vätern nach einer Bleibe fuer die Nacht. (Wir bezahlen ja schliesslich brav Kirchensteuer) Alle Väter empfingen uns mit offenen Armen und waren aeusserst erfreut uns zu sehen. Oftmals wurde fuer uns sogar Essen zubereitet. Im Gegensatz zu den Tempeln empfanden wir den Umgang mit den Kirchenvaetern als auesserst unkompliziert und angenehm. Der gemeinsame Austausch ueber Sri Lanka, Gott und die Welt war sehr interessant. Vater Costa von der Katholischen Kirche in Monaragala konnten wir sogar mit unserer Fahrradreise inspirieren. Er sandte uns mit folgenden Worten auf die Weiterreise: "Gabriel and Kyoko you can be happy. You have inspired me. I also want to travel around my country, Sri Lanka, with a bicycle!"

Wir radelten nun weiter in Berge in Richtung Hilltop Station Nuwara Eliya. Hoch ging es die gruenen Huegel und durch die vielen Teeplantagen. In Passara machten wir bei Couchsurfer Nishan und seiner Familie einige Tage halt. Der Aufenthalt gab uns einen interessanten Einblick in Ihr Familienleben. Als Lehrerfamilie waren Sie zudem erfreut uns die Schulen in der Region zu zeigen. Umso groesser war die Freude bei den Kindern und Jugendlichen, die nur selten Auslaender zusehen bekommen. Mit Haende abklatschen, fuer Fotos posieren, Fragen beantworten und Unterschriften verteilen fuehlten wir uns fast einwenig wie Stars. Die naechsten Fahrradtage brachten uns weiter die Berge hinauf und schliesslich nach Nuwara Eliya auf 1880 Metern ueber Meer. Leider waren auch hier die Strassenverhaeltnisse sehr schlecht. Der Aufstieg war sehr streng und die Abfahrt in Richtung Colombo wurde mit den vielen Schlagloechern leider nicht zur erhofften, gemuetlichen Fahrt sondern zum Kraftaufwand. Nach gut 1200km sind wir nun wieder zurueck in Colombo. Die Sri Lanka Rundreise war anstrengend jedoch unheimlich spannend. Sri Lanka ist ein wunderbares Land mit fantastischen Menschen. Hoffentlich kann sich das Land weiter entwickeln und die noch immer bestehenden Politischen Probleme ganz bereinigen. Wir fliegen am 05. November nach Bangkok, Thailand und freuen uns bereits auf die kommenden Kilometer in Suedost Asien.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Start unserer 3 Fahrradreise

Angekommen in Colombo machten wir uns auf, Fahrraeder zu finden. In vielen asiatischen Staedten sind die verschiedenen Geschaefsbereiche in Stadtviertel aufgeteilt. So findet man ganze Strassen, die dann z.b. nur aus Holzverkaeufern, Steinhauern oder eben Fahrradverkaeufern bestehen. Das Suchen, Verhandeln und Einkaufen ist immer sehr lebendig und spannend. Zudem gibt es einem einen guten Einblick in das lokale Geschaeftsleben und loest bei vielen Leuten immer wieder Erstaunen aus. Welcher Tourist ist denn sonst schon auf der Suche nach einem Fahrrad, geschweige denn drei Meter Plastik oder einer zweimeterlangen Bambusroehre. Die Erfahrungen aus unseren letzten Fahrradkaeufen zahlten sich aus und wir waren bereits zwei Tage nach Ankunft abfahrtsbereit. Da der Preisunterschied zwischen gebrauchten und neuen Velos nicht gross war, entschieden wir uns fuer zwei brandneue Raeder. Fuer umgerechnet CHF 90 pro Fahrrad wurde dieses dann gemaess unseren Vorstellungen zusammengebaut und mit dem noetigen Zubehoer wie Gepaecktraeger, Hoerndli, Korb etc. ausgestattet. Wir sind nun stolze Besitzer von Little Princess 3 (Kyokos) und Moby Dick (Gabriels).Aus dem dichten Stadtverkehr von Colombo ging es der Westkueste hoch nach Negombo, wo wir bei einem Couchsurfer eine Nacht verbrachten. Gluecklicherweise wohnt dieser nahe beim Flughafen und wir konnten viel ueberfluessiges Material welches wir auf unserer Sri Lanka Rundreise nicht benoetigen bei ihm einstellen. So sind wir nun einiges leichter unterwegs. Am zweiten Tag radelten wir bereits in die Berge, nach Kand, und brachten die ersten anstrengenden 500 Hoehenmeter hinter uns. Zu unserer Freude sahen wir uns dann jedoch auf einem Plateau, welches sich langsam senkend bis zur Ostkueste Sri Lankas erstreckt. Viele Touristenattraktionen sind in Sri Lanka voellig ueberpreist. Aus diesem Grund und weil uns der Anblick von Tempel sowie Statuen mittlerweile langweilt, widmen wir uns vorallem den lokalen Leuten, den kulinarischen Koestlichkeiten und der Natur. Auf dem Weg in Richtung Ostkueste radelten wir an vielen Nationalparks vorbei und kurze Streckenabschnitte hindurch. Uns bot sich eine riesige Anzahl von Wildtieren. Spinnen, Schlangen, viele Vogelarten, farbige Chamaeleons, blaue Pfauen und Affen. Der Hoehepunkt sollte jedoch kommen, als wir gerade in der Mittagshitze zwischen Dambulla und Kantale unterwegs waren. Etwa 50 Meter von der Strasse entfernt, bekamen wir ploetzlich eine ganze Elefantenfamilie zusehen. Insgesamt 8 wilde Elefanten, drei Ausgewachsene mit Ihren Elefantenbabys. Ein unglaublich schoenes Erlebnis diese Wunderbaren Tiere von Nahem zu beobachten.
Nach einer Nacht im Tempel von Kantale fuhren wir weiter nach Trincomalee an der Ostkueste. Ploetzlich wurde die Strasse erheblich schlechter, die Umgebung karg und die Militaercheckpoints saeumten die Strasse nun im 200 Meter Abstand. Viele eingefallene Haeuser mit Einschussloechern sind Zeugen des ueber 30-Jaehrigen Buergerkrieges, der erst seit gut einem Jahr offiziell als beendet gilt. An der Ostkueste Sri Lankas ist der Rueckstand zur Westkueste und zum Hochland, welche nur bedingt in den Buergerkrieg involviert waren, unheimlich gross. Dazu kommt, dass das Land wenig fruchtbar ist und der Boxing Day Tsunami von 2004 vielerorts eine Spur der Verwuestung hinterliess. Gewisse Doerfer und Gegenden erscheinen uns wie ausgestorben. Die Leute sind jedoch immer sehr erfreut uns auf den Fahrraedern zu begruessen. Trotz der unheimlichen Hitze und schlechten Strassenverhaeltnissen versuchen wir die vielen "Hello's" der lokalen Leute so gut wie moeglich zu erwidern. Die Tageshitze probieren wir mit fruehen Starts einwenig zu umgehen. Dies ist jedoch unheimlich schwieirg, steht doch die Sonne bereits um 07.00 Uhr Morgens wie ein roter Feuerball hoch am Himmel. Wir radeln nun der Ostkueste entlang in Richtung Sueden und voraussichtlich ueber die Berge zurueck in Richtung Colombo.

Freitag, 1. Oktober 2010

Aufwiedersehen - Incredible India

Religion und Armut ist in Indien ueberall anzutreffen. Ueber 300 Millionen Menschen muessen mit einem Dollar pro Tag oder weniger auskommen. 40% von den aermsten Leuten auf der ganzen Welt leben in den laendlichen Regionen Indiens. Um den Missstaenden zu entkommen zieht es viele Bauern vom Land in die Staedt, wo Sie dann in selber gebauten, primitiven Unterkuenften oder auf der Strasse zu ueberleben versuchen, respektive hoffen Arbeit zu finden. Der Glaube hat in Indien auch heutzutage noch einen sehr grossen Einfluss auf Millionen von Menschen und traegt dazu bei, ob man es warhaben moechte oder nicht, dass die Armut so hoch ist. Dabei spielt vorallem das Kastensystem immernoch eine grosse Rolle. Kastenwesen bedingte Benachteiligungen sind heute in Indien zwar gesetzlich verboten, trotzdem ist das System in der Gesellschaft nach wie vor weit verbreitet und gut sichtbar. Jede Person hat Ihr eigenes Dharma (persoenliche Lebensaufgabe). Die Menschen welche Ihrem Dharma folgen, werden im naechsten Leben in eine hoehere Klasse wiedergeboren, so der Glaube. Der soziale Status im kommenden Leben haengt also davon ab, wie gut du deinem Lebenskarma gefolgt bist. Der Kaste in den du geboren wirst sagt dir wie du dich anziehen sollst, wie du dein Haus gestaltest, an welche Festivals du gehst und zu welchen Goettern du betest. Noch heute leben die Leute eines Kasten weitgehend in der gleichen Nachbarschaft, heiraten Leuten aus der gleichen Klasse und auch der Beruf ist vielfach durch den Kasten bereits vorbestimmt. Dabei unterscheidet man von vier Klassen, auch Varnas genannt. Jeder Kaste hat nochmals hunderte von Jatis, sogenannte Geburtsgruppen . Varna ist Sanskrit und bedeutet wörtlich „Klasse, Stand, Farbe“.
- Brahmanen (die intellektuelle Elite, Ausleger heiliger Schriften, Priester)
- Kshatriyas (Krieger und Fürsten, höhere Beamte)
- Vaishyas (Händler, Kaufleute, Grundbesitzer, Landwirte)
- Shudras (Handwerker, Pachtbauern, Tagelöhner)
Darunter stehen die „Unberührbaren“. Traditionell nimmt man an, dass mit dem Begriff Varna urspruenglich die Hautfarbe gemeint war. Je höher die Kaste, desto heller die Haut, worin sich die Rassenzugehörigkeit verschiedener Einwanderer- bzw. Erobererwellen widerspiegeln laesst. Auch heute sieht man kaum Putzfrauen, Bau- oder Strassenarbeiter mit heller Hautfarbe. Besonders in Restaurants ist die Klassen- bzw. Arbeitsaufteilung gut zu sehen. Es gibt auch Meinungen die das Kastensystem als Staerke Indiens anschauen. Jemanden von Geburt her in eine Gesellschaft einzuordnen scheint uns jedoch hoechst vorsintflutlich. Gluecklicherweise ergeht dies auch vielen jungen Indern so, die das Land mit der kommenden Generation mit Gewissheit stark veraendern werden.

Fuer uns heisst es Morgen, Dienstag, Abschied nehmen aus dem Hindustaat. Wir werden unsere Reise in Sri Lanka vortsetzen. Die letzte Woche verbrachten wir bei unserer Kollegin, Mimi, in Bangalore. Mit Ausspannen, Schwimmen, Pingpong spielen, mit Freunden und Familie Skypen und feinen Gerichten Kochen verging die verbleibende Zeit sehr schnell. Die gut drei Monate in Indien waren aeusserst spannend und es wird wohl nicht unser letzter Besuch gewesen sein. Ein Zitat des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain soll als Abschluss unserer Indienreise stehen, das unsererachtens gut zu diesem faszinierenden Land passt:
"This is indeed India! The land of dreams and romance, of fabulous wealth and fabulous poverty - genii and giants and Aladdin lamps, of tigers and elephants - the country of a hundred nations and a hundred tongues, of a thousand religions and two million gods, mother of history, grandmother of legend, great grandmother of tradition..."