Sonntag, 14. August 2011

Weigweiser Almaty...

Die Zugfahrt von Ust-Kamenogorsk nach Almaty verlief einwandfrei. Die Fahrraeder passten perfekt in die obere Gepaecksablage und den Zugschaffner, der eine Einkommensaufbesserung in uns und unserem Extragepäck sah, konnten wir mit gelegentlich serviertem Kaffee zufrieden stellen. Landschaftlich gab es wenig zu bewundern. Abgesehen vom Altaigebirge im Nordosten, sowie den massiven Gebirgsketten zu China und Kirgistan im Süden, ist Kasachstan eine einzige grosse trockene Huegel-, Steppen- bzw. Wüstenlandschaft. Nach 24 heissen Stunden im Zug rollen wir in Almaty ein, der mit 1.4 Millionen Einwohnern groessten Stadt des Landes und bis 1997 Haupstadt Kasachstans. Heute heisst die Hauptstadt Astana und ist ueber 1400km weiter noerdlich gelegen. Grund fuer den Umzug ist angeblich die grosse Erdbebengefahr im Raume Almaty und wenig Platz fuer neue Bauprojekte. Letzteres klingt doch eher wie eine schlechte Ausrede, angesichts der naheliegenden, menschenleeren Steppe, die sich nördlich ins Landesinnere erstreckt. Kritiker sagen, dass es wohl eher der Abstammung von Präsident Nursultan Nasarbajew zuzuschreiben ist, welcher urspruenglich aus dem Norden kommt und sich dort mit weniger lokalen Rivalen in der Elite konfrontiert sieht. Der Präsident ist seit über 20 Jahren im Amt und wird es wohl auch weiter bleiben, hat er doch die Verfassung geändert und darf sich nun so oft wählen lassen, wie er will. Nasarbajew ist jedoch alles andere als unbeliebt und erfreut sich grosser Beliebtheit bei den Kasachen. Einige Leute, mit denen wir gesprochen haben, sagten uns:
"Wisst ihr, unser Präsident ist bereits ein reicher Mann. Er hat sich seinen Teil des Kuchen längst abgeschnitten. Er soll bleiben. Er macht seine Sache nicht schlecht. Ein neuer Präsident ist bestimmt auch korrupt und möchte sich bereichern. Das Spiel ginge also von vorne los..."
Nun ja, so kann man dies natürlich auch sehen.Die Stadt Almaty liegt am Nordfuß des Tian Shan Gebirgszuges. Fast von ueberall aus der Stadt sind die wunderschönen, hohen Berggipfel zu sehen, die sich wie eine grosse Wand zwischen Kasachstan und Kirgistan auftürmen. Die Stadt ist weder modern noch alt. Nicht selten steht ein alter sowjetischer Blockbau neben einem neuen, glitzernden Business Komplex. Mercedes, Bentley und Porsche Cayenne sind keine Seltenheit auf den Strassen. Das Leben in der Grosstadt, unterscheidet sich wie in vielen von uns bereisten Ländern, auch hier komplett vom Rest des Landes. Wir sind froh bei Warmshower Tas, einem gebürtigen Australier, der als Pilot für die staatliche Airline "Air Astana" arbeitet, für einige Tage absteigen zu können. Dies gibt uns Zeit um andere Fahrradfahrer zu treffen (Speziell Chris, ein Aussie Dude mit dem wir viel Zeit verbringen), das Kirgistan Visa zu beantragen (Unser nächstes geplantes Reiseland lässt uns unglaubliche 10 Arbeitstage warten), die Registrierung in Kasachstan zu tätigen (viel zu spät, aber schlussendlich ohne Probleme) und die Weiterreise zu planen (von Almaty über Bishkek, Osh und den Pamir Highway nach Dushanbe). Nach langem hin und her wollen wir uns die Chance nicht entgehen lassen, die Strecke über den Pamir Highway zu radeln, von der wir von anderen Radreisenden soviel Gutes gehört haben. Dushanbe, die Hauptstadt Tajikistans, soll dann auch unser Endziel sein und wir buchen auf mitte Oktober zwei Flüge zurück in Kyokos Heimat, um den kommenden Winter in Japan zu verbringen. Das wir mit dieser Entscheidung einwenig zu voreilig waren, zeigte sich nur zwei Tage später... Manchmal soll es einfach anders kommen, als geplant.