Montag, 25. April 2011

Vom Winde verweht

Beijing, und somit den Grossstadtverkehr, liessen wir erstaundlich schnell hinter uns. Die Vororte sind weit nicht so modern wie das Stadtzentrum und es wird heftig gebaut. Vorbei ging es an riesigen neuen Wohnsiedlungen, wie Little Italy oder dem Vancouver Forest, wo reiche Chinesen Ihre Westlichen Wohntraeume ausleben koennen. Als wir nach Beijings Autowirrwarr gerade wieder entspannter im Sattel sassen, gab es ploetzlich ein Knall. Wie so oft kam die Gefahr von Rechts. Ein Mann, gluecklicherweise auch nur mit dem Velo, kam wie aus heiterem Himmel aus einer Seitenstrasse geschossen und rammte in Gabriels Vorderrad. Das Fahrrad krachte zu Boden, Gabriel konnte sich mit einem reflexartigen Sprung in Sicherheit bringen. Man haette wirklich meinen koennen es handle sich um einen Englaender, welche sich noch nicht an den hiesigen Rechtsverkehr gewoehnt hat. Mit einer verbogenen Speiche, sowie einer verkruemmten Vorderbremse ging der Vorfall gluecklicherweise glimpflich aus. Dies haette weit schlimmer zu Ende gehen koennen.

Die kommenden Fahrradtage bringen uns durch die aermliche und trockene Hebei Provinz, wo die Leute hauptsaechlich landwirtschaftlichen Taetigkeiten nachgehen. Erwaehnenswert ist die Beijing - Hebei Provinzgrenze. An dem Punkt wo wir die Beijing Provinz verlassen, kommt auch die bis anhin frisch geteerte, zweispurige Strasse zu einem abrupten Ende und wir holpern von nun an ueber eine schmale Holperpiste durch die karge Huegellandschaft. Klar ersichtlich wo die Prioritaeten der Regierung liegen. An mehreren Orten kommen wir an der "Great Wall" vorbei und bestaunen das faszinierende Bauwerk welches sich durch ganz China zieht. An vielen Stellen ist jedoch nicht mehr viel von der urspruenglichen Mauer zu sehen. Nur noch Steinhaufen und vereinzelte Wachtuerme sind auszumachen. Dafuer treffen wir auf keine Touristenmassen und koennen einmal sogar unser Zelt direkt daneben fuer die Nacht aufschlagen.
Seit Bejing kaempfen wir taeglich mit starkem Gegenwind. An gewissen Tagen gehts gerademal mit 5-8km pro Stunde vorwaerts. Extrem ermuedend und frustrierend. Vorallem, wenn dann die kleine Strasse sich auch noch im Sand verliert und wir die Raeder mehrere Male stossen muessen. Wenigstens erfreuen sich die lokalen Leute an unserem Besuch und der nicht alltaeglichen Gelegenheit, einen weissen, behaarten Mann zu betrachten. Ob im Restaurant oder beim Einkaufen. Leute starren, folgen einem und die ganz mutigen bringen ein "Hello" ueber die Lippen.

Die vielen hartarbeitenden Bauern bewirtschaften Ihre Felder fast ausschliesslich mit Eseln und Pferden. Fuer diese Leute muss die naheliegende Metropole, Beijing, wie eine Reise auf einen anderen Planeten sein. Die Unterschiede sind riesig und die Leute auf dem Land besitzen nicht viel, trotzdem haben wir in China eigentlich nie das Gefuehl auf eine Armut wie man sie z.b. in Indien sieht, zu treffen.
Nach einigen eintoenigen Fahrradtagen rollen wir wieder auf besserem Untergrund, aber weiterhin gegen den Wind in Richtung Erenhot, der Grenzstadt zur Mongolei. Taeglich finden wir Abends ein gutes Versteck um unser Zelt zu platzieren. Die Naechte sind immernoch kalt, dafuer die Sternenhimmel umso klarer und schoener.
In mehreren Buechern lasen wir von den Sandstuermen, welche im Fruehling durch die Chinesische Provinz, Inner Mongolia, pfeifen. Auch wir sollten nicht verschont bleiben. Am letzten Fahrradtag in China fegten uns hohe Windgeschwindigkeiten mehrere Male einfach ab der Strasse. Dazu kam der Sand, welcher einem wie Hagel ins Gesicht peitschte. Teilweise wurde die Strasse regelrecht vom Sand verschluckt. In der kargen Landschaft Schutz zu finden unmoeglich. Fuer 12km hatten wir mehrere Stunden. Die naechste Stadt noch immer 8km entfernt, was in diesen Konditionen eine Ewigkeit dauert. Der Sturm wurde zudem immer staerker, wir konnten uns kaum noch auf dem Rad halten. Ein Pickup-Fahrer reagierte schlussendlich auf unsere Handzeichen, stoppte und brachte uns samt Raedern in die 8km entfernte Stadt, von wo wir einen Bus durch den weiteranhaltenden Sandsturm ins 100km noerdliche Erenhot nehmen konnten. Die einzige vernuenftige Loesung in dieser Situation.
Nach den zwei Wochen im Gegenwind waren wir froh die Grenze erreicht zu haben. Leider wurden aber die Tage in Erenhot, bevor es weiter in die Mongolei ging, nicht wie erhofft entspannend. Grund dafuer waren zwei Fahrradmechaniker, welche diesem Namen nicht im geringsten gerecht wurden. Mehr dazu aber im naechsten Blogeintrag.

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