Dienstag, 27. September 2011

Klinik Almaty

Die Berge vor Almaty sind einfach und innert wenigen Busminuten zu erreichen. Unser Gastgeber, Tas, möchte uns die Umgebung zeigen und wir begeben uns auf eine Wanderung, den weissen Berggipfeln, die da beispielsweise Sowjet oder Lenin Peak heissen, entgegen. Seit über drei Monaten und nach dem Verlassen von Ulan Bator, ist Almaty die erste Grossstadt, in der wir Zeit verbringen, respektive welche wir überhaupt durchreisen. Nach einigen Tagen Stadtleben, ist es herrlich wieder im schönen Grün zu sein und die frische Bergluft einzuatmen. Leider ist jedoch die Freude an der Natur nur von kurzer Dauer.Nach gut 20 Gehminuten hört Gabriel plötzlich ein leises Knacken hinter sich und sieht wie Kyoko unter Schmerzen steht. Was war passiert? Kyoko stand mit ihrem linken Fuss einwenig gegen innen gedreht auf den steinigen Untergrund, verdrehte kurz und das Knie blockierte. Weder Strecken noch Biegen des Knies war möglich. Schnell wurde uns klar, dass dies eine schlimmere Verletzung ist. Kyoko operierte das selbe Knie (Meniskus und Kreuzband) bereits vor gut 18 Jahren. Sie kennt also Ihr Knie gut. In den vergangenen Jahren hatte Sie immer wieder solche Situationen, wo sie nach einer komischen Kniebewegung für kurze Zeit einen Schmerz verspührte. Leider gingen die Schmerzen dieses Mal nicht mehr weg und es gab keine andere Möglichkeit, als Kyoko auf Händen den Berg hinunter zu tragen. Dies tönt nach einer romantischen Geschichte, der Mann trägt die Ehefrau den Berg hinunter. Leider konnte es Kyoko wegen den Schmerzen nicht geniessen und Gabriels Arme mussten leiden. Man kann sich kaum vorstellen, wie viele Armmuskeln man während längerer Zeit auf dem Fahrrad verliert. Glücklicherweise waren da noch Sven, Tas und Chris, die uns mit Tragen von Kyoko und Rucksäcken unter die Arme greifen konnten. Zudem können wir von Glück sprechen, dass wir noch nicht stundenlang unterwegs waren. Dieser Unfall hätte auch an einem weitaus einsameren Ort passieren können. Kaum vorzustellen, wenn dies irgendwo in der Steppe der Mongolei vorgefallen wäre.Nach einer halben Stunde Huckepack erreichten wir eine erste kleine Strasse und hatten Glück, dass nach wenigen Minuten ein Jeep anhielt. Der nette Mann war auf dem Weg in die Stadt und fuhr uns direkt vor Tas Wohnung in Almaty. Langsam aber sicher glich die Wohnung von Warmshower Tas einer Klinik. Erst verletzte sich Tas selber an der Hand. Dann Kyokos Knie. Und schliesslich kehrte Chris, der Australische Fahrradfahrer welcher mit Sven in Richtung Bishkek fuhr, nach zwei Tagen mit einem Loch im Kopf nach Hause. Jugendliche bewarfen Ihre Zelte in der Nacht mit Steinen und trafen dabei Chris am Kopf. Er musste am Kopf genäht werden. Wer genaueres wissen möchte, auf www.fahrradreise.blogspot.com oder www.cyclestrongman.com gibts die ausführliche Version.

Die Symptome an Kyokos Knie waren offensichtlich und sprachen klar für eine Meniskusverletzung. Trotzdem wollten wir noch einige Tage abwarten, um zu schauen, ob eine Besserung in Sicht ist. Als das Knie aber nach drei Tagen immernoch blockiert war, sollte ein MRI Scan Klarheit schaffen. Wie sich herausstellte, gar kein einfaches Unterfangen in Kasachstan. Nur einige Spitäler und Kliniken in Almaty besitzen MRI Maschinen. Und findet man dann ein Spital welches eine MRI Maschine hat, heisst dies noch lange nicht, dass sie funktioniert. In einem der Spitäler wurden wir mit dem Grund abgewiesen, dass sie wohl eine Maschine besässen, diese aber zur Zeit kaputt sei. Dank der Mithilfe von Balzan, einer Kasachin, die wir über einen bekannten aus der Schweiz kennenlernen durften, fanden wir dann aber trotzdem noch eine Klinik, die eine funktionsfähige MRI Maschine besass. Als Kyoko bereits mit hübschem Röntgenumhang bereit stand, wurde Ihr dann aber plötzlich mitgeteilt, dass der Scan doch nicht durchgeführt werden kann. Kyoko hat zwei Schrauben aus der Kreuzbandoperation vor 18 Jahren im Knie. Die alten MRI-Maschinen liessen deswegen keinen Scan zu.

Was nun? Es schien hier in Almaty nicht vorwärts zugehen. Gabriel besprach die ganze Situation mit der Krankenversicherung in der Schweiz. Schnell wurde klar, dass Kyoko für die weiteren Behandlungen in die Schweiz zurückkehren muss. Nun ging plötzlich alles sehr schnell. Innert drei Tagen wurde der Rückflug durch die Versicherung organisiert. Das Datum auf den Freitag, 12. August 2011, festgelegt. Unglaublich, vor Tagen planten wir noch unsere Route über den Pamir Highway nach Tajikistan. Buchten ja von dort bereits Flüge nach Japan. Die Schweiz schien weit, weit weg. Nun müssen wir unsere sieben Sachen packen und werden innert acht Stunden in Zürich landen. So schnell kann es gehen... Unsere verlängerten Flitterwochen sind fürs erste beendet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen