Freitag, 11. März 2011

Vom Industriegebiet in den Schnee

Die Millionenstadt Panzhihua wartete mit maechtigen Betonbauten, viel Industrie und shoppingwuetigen Massen. In
der modernen Stadt findet man neben tausenden lokalen chinesischen Unternehmen auch viele westliche Shops, namentlich
aus der USA, wie Nike, Walmart und KFC. Schmunzeln muessen wir oft ueber die vielen gefaelschten
Markenartikel, die ueberall erhaeltlich sind. So fahren viele Chinesen ein Hongya-Motorrad, tragen Northfake sowie
Adiyas Jacken und duschen mit L’oral Shampoo. Und wir schlafen seit neuem auf Maxped (Exped) Matten.
In groesseren Staedten ist auf dem Fahrrad auch immer hohe Vorsicht geboten. In China ist es fuer Autofahrer normal,
ohne zu schauen, mit Zigarette im Mund und Natel am Ohr auf eine Hauptstrasse einzubiegen. Es gilt die Regel, wer
jemanden umfaehrt, der bezahlt.(Oder vermutlich auch nicht...) Mit gelegentlichem Bruellen, Kopfschuetteln und sich
den Verkehrssitten anpassen, schlaengelt man sich durch.
Der erste Fahrradtag fuehrte dann auch durch riesige Industriegebiete und war mit viel Abgas und Staub verbunden. Je
mehr wir uns jedoch von der fuer chinesische Verhaeltnisse kleinen Stadt Panzhihua entfernten, desto ruhiger wurde
es. Erneut stellten einige harte Anstiege eine grosse Herausforderung dar. Spektakulaere Aussichten, wunderbare Doerfer,
gutes Essen und fantastisches Wetter entschaedigten aber immer wieder fuer die Anstrengungen. Das es Winterzeit
ist, wurde uns erst auf der Passhoehe vor Lijiang in Erinnerung gerufen, als wir an einigen Schneeflecken vorbeifuhren.
Dank den milden Tagestemperaturen, 10 bis 20 Grad Celsius, kann man sich zudem kaum vorstellen, das wir
uns seit Wochen auf 2000 bis 3500 Meter ueber Meer befinden. Lijiang liegt auf einem Plateau, knapp 2600
m.u.Meer . Hoch beliebt bei chinesischen Touristen, wird die Stadt, vorallem wegen Ihrem Oldtown bekannt, fast das
ganze Jahr hindurch von Tourgruppen ueberrannt. Viele Souvenirshops, Restaurants, Hotels und laute Bars erinnern
einen einwenig an Zermatt. Dies dachte wohl auch Schweiz Tourismus. Mount Youlong, der 5500 Meter hohe Hausberg
von Lijiang, wird gross als Matterhorns “Sister Peak” angepriesen. Mit einer Gondelbahn ist es Touristen moeglich
bis auf 4600 Meter zugelangen. Horden von Chinesen lassen sich den teuren Ausflug nicht nehmen und
“besteigen” bepackt mit Sauerstoffflaschen und gemieteten Winterjacken die Gletscherplattform. Mal schauen ob dies
am Matterhorn auch bald moeglich ist?


Trotz vielen Touristen gefaellt uns Lijiang und die Region sehr gut und wir wollen unsere Fahrradfahrt noerdlich in
Richtung Shangri La vortsetzen. Was wir nicht wissen, ein Strassenzoll und Mount Youlong Protection Fee (CHF 30
pro Person) muss bezahlt werden. Und wer ist Schuld? Natuerlich Matterhorns Sisterpeak. Das wir aus der Schweiz
kommen half bei den Verhandlungen nichts und wir mussten einen 40km grossen Umweg fahren, sowie eine andere
Strassenroute nach Shangri La nehmen um der Abzocke zu entgehen. Der Routenwechsel stellte sich aber als Gluecksfall
dar. Die Radfahrt am Yangzi River entlang, dem dritt laengsten Fluss der Welt, wurde zu einem Highlight auf der
bisherigen Reise. Eine gleichmaessig steigende , wenig befahrene, Strasse brachte uns durch gigantische Schluchten
und wunderbare Berglandschaft bis auf 3500 Meter, von wo eine Abfahrt auf das Hochplateau von Shangri La folgte.
Weiterhin fahren wir in herrlichem T-Shirt Wetter und nur wenn die Sonne verschwindet und nachts im Zelt wird es
frostig kalt. Fruehlingshafte Bedingungen in den Taelern und Schnee auf den Berggipfeln. Schoener koennte das
Panorama nicht sein. Die nun tibetische Landschaft und Kultur erinnert uns stark an die Ladakh Region (Indien), welche
wir letztes Jahr bereisten.

Die Umgebung gefaellt uns so gut, dass wir uns entscheiden von Shangri La noch weiter
der tibetischen Grenze entlang in Richtung Norden zuradeln. Bevor wir dies tun, machen wir mit dem Bus einen Abstecher
nach Dali um einerseits unsere Freunde Jens und Zuzka nochmals zu treffen und andererseits einige Tage Taiji
in einer Tempelanlage zu praktizieren. Die geplanten Kampfsporttage lassen wir aber schlussendlich sausen. (Fuehlen
uns nicht willkommen, zu hoher Preis und viele Regeln) Anstelle dem Sport widmen wir uns zu Viert hauptsaechlich
feinem Essen und den lokalen alkoholischen Traubensaeften, bevor es weiter in die schneebedeckten Berge geht. Der
Aufenthalt in Dali gab uns zudem die Moeglichkeit die noch noetigen Ausruestungsartikel fuer die kommenden kaelteren
Temperaturen zu organisieren (waermere Handschuhe, Schuhueberzieher etc..) und die Essensvorraete aufzustocken.
(Viele Snickers) Hoffentlich schmilzte ausserdem waehrend diesem gut einwoechigem Aufenthalt der Schnee
weiter, welcher uns auf den kommenden Passhoehen, welche bis zu 4700 Meter hoch sind, erwartet.

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