Samstag, 5. Juni 2010

Wunderbares Tana Toraja

Die gut 35 stuendige Schifffahrt von Nunukan (Kalimantan) nach Pare Pare auf Sulawesi war ein Erlebnis. Als wir das rund 2000 Passagiere fassende Schiff rund fuenf Stunden vor Abfahrt bestiegen, war es bereits randvoll. Wo man auch hinschaute, (Stuehle, Boden, kleinste Nischen und Treppen), befanden sich Leute, die sich auf die kommenden Stunden auf hoher See vorbereiteten. Da wir nur ein Economy Ticket kriegen konnten und man dabei keinen festen "Schlaf"platz zugewiesen bekommt, stellten wir uns auf eine ungemuetliche, lange Ueberfahrt ein. Doch wieder einmal hatten wir unglaubliches Glueck. Kurz vor Abfahrt lernte Kyoko auf der Toilette eine Frau kennen, die in Ihrer 8er-Kabine noch zwei freie Schlafplaetze hatte. Wie dies zu diesem Zeitpunkt moeglich war, fragen wir uns heute noch. Wir nahmen die Offerte natuerlich dankend an und da es den Ticketkontrolleur wenig interessierte, dass wir nur ein Economy Ticket besassen, hatten wir doch noch eine angenehme Schiffsfahrt. Der folgende Video zeigt den Gang vom Economy Deck in unsere 8-er Kabine...

Angekommen in Sulawesi nahmen wir am selben Tag noch einen Bus in die Tana Toraja Region. Dort wurden wir mit angenehmen Temperaturen, wunderbarer Natur, gutem Essen und der aeusserst interessanten Toraja-Kultur ueberrascht. Die Region ist vorallem fuer Ihre einmalige Architektur, Reisterassen und die speziellen Beerdigungsrituale bekannt. Beerdigung als Touristenattraktion? Dies klingt zwar makaber und vielleicht etwas respektlos, ist es aber nicht. Denn für die Toraja ist das irdische Leben eine Zwischenstation auf dem Weg ins Jenseits und die Totenfeste sind auch eine Gelegenheit, Familie und Freunde wiederzusehen, die auf anderen Inseln leben und die man vielleicht lange nicht mehr gesehen hat. Die Toraja haben ein anderes Verhältnis zum Tod wie wir "Westler" und sie leben für den Tod. Denn vom Himmel kommen Sie und nach Ihrem Tod kehren Sie dorthin zurück. Entsprechend groß wird ein Begräbnis gefeiert und je höher der soziale Status des Verstorbenen, desto mehr Bueffel und Schweine werden geopfert. Die Gaeste koennen ja schliesslich nicht mit leerem Magen nach Hause gehen. Der Bueffel ist fuer die Leute ein Zeichen des Reichtums und Prestiges und so findet man an vielen Hauseingaengen geschnitzte Bueffelkoepfe und Bueffelhoerner.

Um die faszinierenden Toraja naeher kennenzulernen unternahmen wir einen dreitaegigen Trek, der uns durch wunderbare Reisfelder, kleine Doerfer, Bambuswaelder und ueber kleinere Bergketten fuehrte. Ausgestattet mit einer einfachen, von Hand gezeichneten Karte und einigen Brocken "Bahasa Indonesia" ging es Querfeldein und wir erlebten diese herzlichen Leute hautnah. Uns gab die Region einen Eindruck, wie der Lebensstil wohl in den laendlichen Regionen der Schweiz und Japan vor 50 bis 100 Jahren ausgesehen haben muss. (Reisfelder in der Schweiz natuerlich ausgenommen) Am ersten Tag uebernachteten wir auf dem Mount Sesean. Der Ausblick war herrlich, die Nacht eines Gewitter wegens weniger angenehm. Die zweite Nacht durften wir bei einer lokalen Familie gratis uebernachten. Aus dem hauseigenen Teich fischte uns der Junge frische Fische fuer das gemeinsame Abendessen, der Onkel kochte ein herrliches "Babi-Stew" (Schwein) und der lokale Toraja Kaffee schmeckte ausgezeichnet. Die Tage hier waren bis jetzt ein echtes Highlight auf unserer bisherigen Reise. Morgen koennen wir zudem an einer traditionellen Beerdigungsfeier teilnehmen. Die Schwester der Frau, welche wir auf der Faehre kennengelernt haben, wird uns dahin begleiten.

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